Als langjährige Bewohnerin der Fördelandschaft habe ich gelernt: auch auf dem kleinsten Balkon lassen sich Küchenabfälle sinnvoll verwerten. Mein Lieblingstrick dabei heißt Bokashi — eine fermentative Methode, die Reste in wertvollen Rohstoff verwandelt, ohne Geruchsprobleme oder viel Platzbedarf. In diesem Beitrag erkläre ich, wie ein Bokashi-Eimer funktioniert, wie ich ihn auf meinem Balkon nutze und welche Fehler du vermeiden kannst.
Was ist Bokashi und warum ist es für den Balkon ideal?
Bokashi ist keine klassische Kompostierung, sondern eine anaerobe Fermentation mithilfe von Effektiven Mikroorganismen (EM). Im Gegensatz zu offenem Kompostieren zersetzen die Mikroben die Abfälle schnell, Gerüche sind minimal und sogar Fleisch oder Milchprodukte können verarbeitet werden — ein großer Vorteil bei begrenztem Platz. Für Balkonbewohner ist ein Bokashi-Eimer perfekt: kompakt, sauber und leicht zu handhaben.
Was du brauchst
- Bokashi-Eimer mit Ablasshahn (zweiteilig: Innenbehälter + Außenschale)
- Bokashi- Streu (auch "Bokashi-Bran" genannt) oder Flüssig-EM zum Ansetzen
- Kleinen Löffel oder Stampfer zum Andrücken
- Alte Küchenabfälle (auch Fleisch, Fisch, Milchprodukte möglich)
- Optional: eine kleine Pflanzkübel- oder Erdgrube, um das Fermentierte zu vergraben
Bokashi-Eimer bekommst du in Bio-Läden, Gartencentern oder online. Die Streu ist in praktischen 1–5 kg Packungen erhältlich; Marken sind austauschbar, wichtig sind echte EM/fermentierte Mikroorganismen.
So gehe ich vor — Schritt für Schritt
Ich nutze einen Balkon-Bokashi mit 10–12 Liter Fassungsvermögen. Das ist für mich ideal: genug für 2–4 Wochen Küchenabfälle, aber kompakt genug, um ihn unter dem Balkonregal zu stellen.
- Schritt 1: Küchenabfälle kleinschneiden (nicht nötig, aber beschleunigt die Fermentation).
- Schritt 2: Eine dünne Schicht Abfälle in den Eimer geben, dann leicht andrücken, damit möglichst wenig Luft bleibt.
- Schritt 3: Bokashi-Streu gleichmäßig darüber streuen (ca. 1–2 Esslöffel pro Schicht, je nach Menge).
- Schritt 4: Deckel schließen. Niemals offen stehen lassen — anaerobe Bedingungen sind wichtig.
- Schritt 5: Wiederholen bis der Eimer voll ist. Den Ablaufhahn regelmäßig nutzen, um Flüssigkeit ("Bokashi-Tee") abzulassen.
- Schritt 6: Wenn der Eimer voll ist, verschließe ihn und lasse den Inhalt 10–14 Tage fermentieren (bei kühleren Temperaturen eher 2–3 Wochen).
Was ist mit dem Flüssigextrakt („Bokashi-Tee“)?
Während der Nutzung sammelt sich eine Flüssigkeit im unteren Behälter. Diese ist ein wertvoller Pflanzenstärker, darf aber nicht unverdünnt verwendet werden.
- Verdünnen: 1 Teil Bokashi-Flüssigkeit auf 100 Teile Wasser (1:100) ist eine gute Regel für Gießen und Blattdüngung.
- Anwendung: ideal für Balkonpflanzen, in die Gießkanne geben oder als Bodenstärkung vor dem Pflanzen verwenden.
- Achtung: Unverdünnt kann die Flüssigkeit Pflanzenwurzeln schädigen.
Was passiert nach der Fermentation?
Der fermentierte Inhalt riecht säuerlich, leicht nach Essig oder eingelegtem Gemüse — nicht faulig. Er ist noch kein fertiger Humus, sondern ein vorverarbeiteter Rohstoff, den du weiterverwenden kannst:
- Begraben: In einen großen Pflanzkübel oder in eine Gartenerdegrube einarbeiten. Nach 2–6 Wochen ist er weitgehend zersetzt.
- Mit Erde mischen: Für Balkonkästen mische den Bokashi mit Erde (z. B. 1 Teil Bokashi : 3 Teile Erde) und lasse es einige Wochen ruhen.
- In Kompost geben: Wenn du einen Komposthaufen oder eine Wurmfarm hast, kannst du den fermentierten Inhalt zur Weiterzersetzung hinzufügen.
Was darf hinein und was nicht?
- Erlaubt: Obst- und Gemüsereste, Schalen, Kaffeesatz, Teebeutel, kleine Mengen Fleisch und Fisch, Milchprodukte.
- Nicht empfohlen: große Mengen Fett/Öl, sehr große Knochen, große Mengen Zitrusfrüchte (können langsamer fermentieren), stark gewürzte Reste in großen Mengen.
Häufige Probleme und Lösungen
- Geruch: Ein saurer, leichtes Gurken-/Essigaroma ist normal. Fauliger Gestank deutet auf Luftzutritt oder falsche Schichtung hin. Eimer gut stopfen, Schichten andrücken, Deckel immer schließen.
- Fruchtfliegen: Abfälle gut abdecken, bei offenen Küchenhäufen kurz einfrieren bzw. sofort in den Eimer geben. Ein Deckel mit Dichtung hilft.
- Zu viel Flüssigkeit: Hahn regelmäßig ablassen. Wenn der Inhalt zu nass ist, Streu sparsamer verwenden oder zusätzliche trockene Zutaten (Kaffeesatz, Papiertaschentücher) einmischen.
- Schimmel: Weiße Schimmelbildung ist normal (aktive Mikroben). Schwarzer oder starker Schimmelgeruch ist ungünstig — bei Unsicherheit Material in Erde verbuddeln.
Praktische Tipps aus meinem Balkon-Alltag
- Ich halte zwei Eimer: einen in Gebrauch, einen in Fermentation. So habe ich immer Platz für frische Abfälle.
- Für den Winter: Die Fermentation verlangsamt sich, aber sie funktioniert weiterhin. Ich lagere meinen Eimer geschützt vor Frost.
- Platzsparend: Ein 10-Liter-Eimer passt gut in einen Unterschrank oder unter das Balkonregal. Auf meiner Seite https://www.foerdegruen.de habe ich eine Materialliste und Foto zur Anordnung hochgeladen.
- Workshops: In lokalen Workshops zeige ich, wie man Bokashi-Streu selbst macht — mit EM-Starterkulturen lässt sich eine einfache Alternative herstellen.
Kurzer Vergleich: Bokashi vs. klassischer Kompost
| Bokashi | Klassischer Kompost |
|---|---|
| Fermentativ, anaerob, schneller | Aerob, länger, setzt Wärme frei |
| Auch Fleisch/Milch möglich | Fleisch/Milch vermeiden |
| Geringer Platzbedarf, geruchsarm | Benötigt Platz, kann Gerüche haben |
| Ergibt vorfermentiertes Material (muss vergraben/vererdet werden) | Entwickelt direkt Humus über Monate |
Meine persönliche Erfahrung
Seit ich Bokashi nutze, sind meine Restmülltonnen deutlich seltener voll — ein echter Gewinn auf einem schmalen Küstengrundstück. Besonders wertvoll finde ich den Bokashi-Tee als Flüssigdünger für meine Balkonkübel mit Tomaten und Kräutern. Und: die Tatsache, dass auch Fischreste verwertet werden können, hat den Alltag nachhaltiger gemacht, ohne lästige Gerüche im Treppenhaus.
Wenn du möchtest, schreibe mir gern, welche Eimergröße du hast oder welche Abfallmenge anfällt — ich helfe dir bei der Planung. Auf https://www.foerdegruen.de findest du außerdem Termine für meinen nächsten Bokashi-Workshop und lokale Bezugsquellen für EM-Produkte.